Sie sind in jeder Stellenanzeige zu finden. Sie sollen bei potenziellen Mitarbeitenden euphorisches Kopfnicken, spontane Glücksgefühle – und idealerweise eine sofortige Bewerbung auslösen. Und doch klingen sie irgendwie... immer gleich. Die Rede ist natürlich von Job Benefits oder auch dem “kostenlosen Obstkorb”.
Werfen wir in diesem Artikel einmal einen nicht ganz ernst gemeinten Blick hinter die typischen Buzzwords in Stellenausschreibungen und zeigen, was Menschen für Job Benefits wichtig ist. (Spoiler: Es ist selten der Kicker im Pausenraum).
Inhaltsverzeichnis
- Was typische Job Benefits in Stellenanzeigen sagen - Und was sie in der Realität meinen
- Soweit so schlecht: Doch wonach halten Arbeitnehmer wirklich Ausschau bei Job Benefits?
- Unser Fazit zu Job Benefits
Was typische Job Benefits in Stellenanzeigen sagen - Und was sie in der Realität meinen
Hat wirklich so gut wie jedes Unternehmen ein „dynamisches Team“, „spannende Projekte“ und eine „moderne Ausstattung“? Die Wahrscheinlichkeit ist nicht besonders hoch, aber hey, klingt toll. Schreibt ja auch jeder in seine Stellen rein, oder? Leistungsgerechte Bezahlung ist irgendwie immer mit drin - doch was heißt das jetzt konkret?
Ein nur minimal ironischer Blick auf typische Job Benefits aus Stellenanzeigen und was tatsächlich dahintersteckt!
Obstkorb
Du erhältst kostenlos (!) eine Auswahl an gesundem Obst als Snacks während der Arbeit.
Was wirklich gemeint ist: Etwas besseres ist uns als Job Benefit nicht eingefallen. Sei gefälligst mit den zwei braunen Bananen und den 3 Äpfeln zufrieden, die wir vor einem Jahr einmal ins Büro gestellt haben!
Kostenlose Getränke & Kaffeespezialitäten
Für das Wasser musst du bei uns nichts bezahlen - und leckeren Kaffee gibt es ebenfalls gratis dazu. Mehr kann man aber auch nicht erwarten, oder?
Was wirklich gemeint ist: Sei gefälligst dankbar, dass du nicht auch noch für die Getränke bezahlen musst. Überhaupt, was trinkst du schon wieder den verbrannten Kaffee, ab an den Schreibtisch!
Nüsse
Ein energetischer Snack für Zwischendurch über unsere "Nuss-Pauschale" - Schlag kräftig zu!
Was wirklich gemeint ist: Der Obstkorb 2.0.. Die alte Packung Erdnüsse, die einmal alle 6 Monate aufgefüllt wird, falls jemand daran denkt. Und ob diese Salzbombe energetisch sinnvoll ist, sei dahingestellt.
Dynamisches Team
Bei uns ist immer etwas los, wir entfalten Deine Potenziale und bringen Dich in unserem Team auf das nächste Level!
Was wirklich gemeint ist: Falls Sabine vor 12 keinen Krankenschein eingereicht hat, wird es nach dem 3. Kaffee mit abgelaufener Kaffeesahne auf jeden Fall dynamisch - aber nicht im Büro…
Homeoffice möglich
Wir ermöglichen Dir flexibles Arbeiten im Home Office von Zuhause aus.
Was wirklich gemeint ist: Klar kannst du bei uns ins Home Office. Also vorausgesetzt, wir können Dir auch vertrauen - Arbeitszeitbetrug betreibt ihr schließlich alle zu Hause auf eurer Couch, nicht wahr?! 1 Tag jede Mondphase muss reichen.
Leistungsgerechte Bezahlung
Wir bezahlen Dich angemessen zu Deiner Arbeitsleistung und schnüren Dir gemeinsam ein stimmiges Gesamtpaket.
Was wirklich gemeint ist: Was Leistungsgerecht bedeutet, bestimmt immer noch die Geschäftsführung - ist ja wohl klar. Und für das Gesamtpaket haben wir euch doch einen Tischkicker als Job Benefit ins Büro gestellt - irgendwann ist ja auch mal gut Leute.
Spannende Projekte
Bei uns wird Dir nie langweilig. Bei unseren Kunden und Projekten lernst du immer etwas Neues - langweilig wird es sicher nicht!
Was wirklich gemeint ist: Das stimmt, langweilig wird es nach der 3. ASAP Anfrage in der Woche und dem 2. Wutanfall des cholerischen Ansprechpartners im Jour Fixe bestimmt nicht.
Flexible Arbeitszeiten
Bei uns kannst du dir deine Arbeitszeit flexibel einteilen!
Was wirklich gemeint ist: Das einzige, was bei uns flexibel ist, ist der Zeitpunkt deines Feedbackgesprächs mit der Geschäftsführung. Innerhalb der Kernarbeitszeit von 7-18 Uhr hast du da zu sein, ist ja wohl klar. Abgesehen davon bist du frei wie ein Vogel.
Wertschätzung
Bei uns wird Deine Arbeit wertgeschätzt und als wichtiger Beitrag zum Unternehmenserfolg anerkannt.
Was wirklich gemeint ist: Hier gibt es nichts zu sehen, bitte weiterlesen.
Innovatives Umfeld
Wir nutzen immer die neusten Trends der Arbeitswelt. Es erwartet Dich eine top-moderne Büroausstattung auf Höhe der Zeit.
Was wirklich gemeint ist: Wir haben es dieses Jahr geschafft, ein Fax-Gerät einmotten. Windows XP ist doch noch der neuste Shit, oder?
Soweit so schlecht: Doch wonach halten Arbeitnehmer wirklich Ausschau bei Job Benefits?
Interessante Einblicke zu dieser Frage bietet der Personio HR Insights Report 2024. Zu den Top-Prioritäten von Arbeitnehmer zählen nach einer Befragung zu 68% ein gutes Gehalt und/oder Boni (Wer hätte es gedacht?). 54% der Arbeitnehmer ist eine gute Work-Life-Balance wichtig und 49% sehen eine Priorität für die Flexibilität bei der Arbeitszeit.
Es fällt auf: Alle genannten Aspekte zahlen auf “harte” Job Benefits ein und haben mit Obstkorb und Nuss-Pauschale wenig zu tun. Passend dazu sprechen die häufigsten Gründe den Job zu wechseln:
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32% besser bezahlte Branche
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30% stressiges Arbeitsumfeld
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27% mangelnde Wertschätzung
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27% fehlende Aufstiegschancen
Was ist also die Lösung aus Arbeitgebersicht für echte Job Benefits?
Anstatt mit weitestgehend leerem Phrasengedresche in Stellenanzeigen zu arbeiten, lohnt sich ein Blick auf die echten Pain Points von Mitarbeitenden. Was zieht: Eine klare Perspektive für die Karriere, sinnvolle Aufgaben (wirklich sinnvoll) und eine gute Einarbeitung mit ehrlichem, nicht-toxischem Feedback.
Und apropos ehrlich: Ab 2026 in Deutschland Pflicht macht das Angeben einer Gehaltsspanne in der Stellenanzeige auch im Hinblick auf Transparenz absolut Sinn.
Unser Fazit zu Job Benefits
Typische Buzzwords mögen gut klingen, bringen aber wenig, wenn sie nicht mit echtem Inhalt gefüllt sind. Unternehmen sollten sich ehrlich fragen, ob ihre Job Benefits wirklich attraktiv für die Zielgruppe sind oder einfach nur nach Standardfloskel.
Ein Obstkorb und kostenloses Wasser reichen im Jahr 2025 nicht mehr aus, um begehrte Fachkräfte zu überzeugen. Wer will, dass sich Talente für euch entscheiden und nicht für das Konkurrenzangebot mit exakt denselben Floskeln, sollte echte Mehrwerte bieten. Denn gute Leute haben die Wahl. Und sie lesen zwischen den Zeilen.